Sanierung der ehemaligen Lederwerke C. Heyl AG in Worms

 

Die ehemaligen Lederwerke C. Heyl
Etwa 1km südwestlich des Stadtzentrums von Worms liegt das Gelände der ehemaligen Leder- werke C. Heyl AG, Werk Speyerbenn, eine fast 10 Hektar große Industriebrache.

Das gesamte Areal wird derzeit aufwendig saniert, da die Bausubstanz der Gebäude, der Unter- grund und auch das Grundwasser teilweise erheblich mit Schadstoffen belastet sind.

 

Geschichte

Die Stadt Worms war ehemals ein Zentrum der süddeutschen Lederproduktion. Im Stadtgebiet gab es mehrere große Lederfabriken wobei allein 3 große Standorte zum Imperium der 1886 in den erblichen Adelsstand erhobenen Fabrikantenfamilie Freiherr von Heyl zu Herrnsheim gehörten. Etwa 1839 wurde das hier behandelte Werk Speyerbenn I gegründet. Die Blütezeit der Lederwerke in Worms lag etwa zwischen den beiden Weltkriegen, in dieser Zeit waren allein bei den Lederwerken C. Heyl AG in Worms etwa 5200 Lederarbeiter beschäftigt.

Die Bombenangriffe im 2. Weltkrieg führten in der Stadt Worms zu großen Zerstörungen. Von den Lederwerken der C. Hely AG  konnte nach dem Krieg nur noch der Produktionsstandort Speyerbenn I wieder aufgebaut werden. Zu dieser Zeit wurde die heimische Lederproduktion aber bereits durch die ausländische Konkurrenz langsam vom Markt verdrängt. 

Die Lederproduktion im Werk Speyerbenn I wurde noch bis in die Sechziger Jahre fortgeführt, danach wurde noch für kurze Zeit fertiges Leder verarbeitet bis bald darauf die Produktion auch an diesem Standort ganz aufgegeben werden musste. 

Die ehemaligen Fabrikationsgebäude wurden danach überwiegend als Lagerräume an verschiedene Gewerbetreibende weitervermietet. Mit dem zuneh- menden Verfall der ehemaligen Betriebsgebäude entwickelte sich das Gelände bald zu einer Industrie- brache.

So wurden die Stimmen in Worms lauter, diese Gelände einer neuen Nutzung zuzuführen. Bemühungen wenigsten einige wenige Gebäude und damit Erinnerungen an diesen einst blühenden Wormser Wirtschaftszweig zu erhalten, scheiterten am schlechten Erhaltungszustand und auch an den unterhalb der Gebäude schlummernden Altlasten, welche einen Abriss unvermeidlich machten. Zukünftig soll das Areal eine Wohnbebauung mit umgebendem Mischgebiet tragen, am nördlichen Rand ist ein größerer Grünstreifen geplant.

 

Altlasten
Durch die lange und intensive industrielle Nutzung des Geländes wurden zahlreiche im Unter- grund schlummernde Altlasten hinterlassen.

Insbesondere die ab 1895 praktizierte Gerbung der Häute mittels schwermetallhaltiger Salz- lösungen (Chromgerbung) führte zu einer erheblichen Verunreinigung des Bodens und auch des Grundwassers.

Da das städtische Gaswerk nicht in der Lage war, die Lederwerke ausreichend mit Gas für Beleuchtungszwecke zu beliefern, wurde von 1891 bis 1920 im Südwesten des Betriebsgeländes ein eigenes Gaswerk betrieben. Im Bereich dieses Gaswerkstandortes lagen erhebliche  Untergrundverunreinigungen durch die bei der Kohlevergasung anfallenden schadstoffhaltigen Reststoffe (Teerprodukte) insbesondere durch polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Mineralöle, Phenole und Cyanide vor.

Durch die Energieerzeugung mittels Kohlefeuerung, wobei vermutlich auch Lederreste und andere Abfälle zur Verbrennung gelangten, entstanden große Mengen an schadstoffhaltigen Schlacken die auch auf dem Gelände selbst zur Verfüllung und Einebnung verwendet wurden.

Diese zum Teil erheblichen Untergundverunreinigungen ließen eine neue Nutzung des Geländes ohne umfassende Sanierungsmaßnahmen nicht zu.

 

Sanierungsmaßnahmen
Durch umfangreiche Voruntersuchungen wurde zunächst die Schadstoffverteilung im Boden und im Grundwasser ermittelt. Aus den Ergebnissen dieser Erkundungsphase wurde dann ein Sanierungsplan entwickelt, welcher unter Berücksichtigung der zukünftig geplanten Nutzung als Wohngebiet die möglichst vollständige Beseitigung der festgestellten Altlasten vorsah.

Dieser Sanierungsplan, wurde 1997 durch die zuständigen Behörden in Rheinland-Pfalz genehmigt. Auf der  Basis dieses Sanierungsplanes wurde zwischen der Salamander AG  (Grundstückseigner), der Stadt Worms als Träger der Bauleitplanung und der Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz als oberste Genehmigungsbehörde ein öffentlich- rechtlicher Vertrag über die abschnittsweise Sanierung des Geländes geschlossen.

Aufgrund der im Bereich des alten betriebseigenen Gaswerkstandortes festgestellten massiven Verunreinigungen im Boden und Grundwasser war dieser Abschnitt vorrangig zu sanieren. Ende 1997 wurde deshalb mit der Sanierung auf einer ca. 12.000 m² großem Teilfläche begonnen, welches diesen Bereiche umfasste.

Im Sanierungsbereich wurden zunächst alle Gebäude abgebrochen. Das nicht verunreinigte Abbruchmaterial wurde recycelt und auf dem Gelände zur späteren Wiederverwendung zwischengelagert.

Nach dem Rückbau der Gebäude wurden zunächst die oberflächennah abgelagerten schadstoffbelasteten Schlackeablagerungen entfernt. Dann wurde die bis in den Grundwasserbereich reichenden Bodenverunreinigungen durch Chromsalze unterhalb einer ehemaligen Chromrück- gewinnungsanlage beseitigt.

Zum Aushub der großflächigen, unterhalb des ehemaligen Gaswerkstandortes gelegenen und bis in ca. 7 m Tiefe reichenden massiven Bodenverunreinigungen war es erforderlich in der ca. 90 m langen und ca. 25 m breiten Baugrube den Grundwasserspiegel um etwa 2 m abzu- senken. Über 8 hierzu errichtete Brunnen  mussten deshalb täglich ca. 1.800 m³ Grundwasser zu Tage gefördert werden.

Da das abgepumpte Grundwasser ebenfalls erheblich mit Chrom und teerspezifischen Schad- stoffen belastet war, musste dieses über eine hierfür speziell ausgelegte Grundwasser- reinigungsanlage gereinigt werden.

Eine Ableitung des gereinigten Grundwassers über die städtische Kanalisation war nicht möglich. Die großen Wassermengen hätten zu einer unerwünschten Verdünnung des Abwassers in der Kläranlage geführt. Deshalb wurde unterirdisch, innerhalb der Kanalisation eine Rohrleitung in den 650 m östlich verlaufenden Graben des ehemaligen Maria-Münster Baches verlegt über welchen das Wasser dem Rhein zugeleitet wurde.

Im Rahmen der Sanierung wurden insgesamt 8.000 t stark mit Teer verunreinigter Boden ausgehoben. Dieser wurde zunächst zur Untersuchung in einem speziell hierfür errichteten Zwischenlager gesammelt, anschließend auf Lastkraftwagen verladen und zu einer thermischen Bodenbehandlungsanlage nach Bayern verbracht. Außerdem wurden 800 t stark mit Chrom und anderen Schwermetallen belasteter Boden und Bauschutt einer speziellen Bodenwaschanlage bei Leipzig zugeführt. Weitere 15.000 t mäßig und gering schadstoffbelasteter Bodenaushub wurde auf hierfür geeigneten Deponien nach Hessen und Nordrhein-Westfalen verbracht.

Um das zur Sanierung beschäftigte Personal und die Anwohner nicht zu gefährden wurden die Arbeiten innerhalb eines sogenannten "Schwarzbereiches" durchgeführt.

Ein Betreten der hermetisch abgeriegelten Baustelle war nur über eine Schleuse und in speziellen Schutzanzügen möglich. Durch ständige Messungen musste nachgewiesen werden, dass keine Belastungen nach außen dringen. 

Durch die Sanierungsmaßnahmen konnten im ersten   Sanierungsabschnitt sämtliche Bodenverunreinigungen beseitigt werden. Durch das gewählte Sanierungsverfahren (offene Baugrube mit Wasserhaltung) wurden zudem die Grundwasserverunreinigungen durch gaswerksspezifische Schadstoffe entfernt. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Sanierungsarbeiten konnte der gesamte Sanierungsbereich mit dem bei den Abbrucharbeiten angefallenen nicht verunreinigten Recyclingmaterial wieder aufgefüllt und das Gelände anschließend wieder eingeebnet werden.

Derzeit ruhen die Arbeiten auf dem Gelände, die Sanierung der nächsten Abschnitte wird noch vorbereitet.  

Sämtliche Sanierungsmaßnahmen werden von dem Grundstückseigner der Salamander AG Kornwestheim, völlig ohne öffentliche Mittel oder Zuwendungen, getragen. Die technische Ausführung der Sanierung oblag der DIW Instandhaltung GmbH - Umwelttechnik Süd, Kornwestheim, wobei die Abbruch- und Tiefbauarbeiten durch die Laubscher GmbH, Worms ausgeführt wurden.